Donnerstag, 16. Dezember 2010

¡ Buenos dias, Buenos Aires !


Hell beleuchtet ragt er in den argentinischen Abendhimmel. Während rechts und links auf der Avenida 9 de Julio der Autoverkehr fließt, steht der Obelisk von Buenos Aires wie ein strahlender Fels in der Brandung. Bei Nacht wirkt es, als würde sich die Lava eines Vulkans ihren Weg um ihn herum durch Argentiniens Hauptstadt bannen. Das Auto-Meer auf der mit 20 Spuren breitesten Straße der Welt umschlingt das Wahrzeichen im Herzen der 12-Millionen-Metropole bei Dunkelheit wie ein brennender Fluss. Hier startete sie, unsere zehnwöchige Tour durch Südamerika – in der Geburtsstadt des Tango, der Heimat legendärer Rindsteaks und der Fußball-Legende Diego Maradona.


Donnerstagnachmittag stiegen wir in Santiago in den Flieger, um nach einer Reise quer über den Kontinent  und einem Zwischenstopp in Montevideo (Uruguay) am Abend voller Euphorie in Buenos Aires zu landen. Statt auf dem internationalen Airport vor den Toren der Stadt setzte unsere Pluna-Maschine direkt am Rio de la Plata, auf dem kleineren City-Flughafen, auf – so hatten wir zum ersten Mal einen perfekten Blick auf die faszinierende Skyline...


Nach einem Spaziergang am Freitag auf der Calle Florida, Argentiniens größter Einkaufsmeile, steuerten wir am Samstag das legendäre Hafenviertel La Boca an. Vorbei an La Bombonera, dem Heimstadion der Boca Juniors, fuhren wir bis zum Caminito, einem berühmten bunten Häuserblock im Zentrum des alten Hafenviertels. Die Boca-Legende Diego Maradona ist hier allgegenwärtig. Sein Konterfei prangt als Graffiti von Häuserwänden, er grüßt als Plastik-Figur von Balkons und aus Fenstern. Sogar ein menschliches Double im argentinischen Nationaltrikot steht für Erinnerungsfotos bereit.











Schade nur, dass sich kurz nach unserer Ankunft der Himmel verdunkelte und monsunartiger Regen das gesamte Viertel unter Wasser setzte. Das hatte jedoch auch etwas Gutes: Den Caminito hatten wir danach fast für uns alleine.


Kurz darauf kämpfte sich die Sonne wieder hinter den Wolken hervor und wir schlenderten durch die Innenstadt, in der fast überall europäisches Flair weht. Die weitläufigen Alleen werden von klassischer Architektur dominiert, ähnlich wie in Paris. Doch statt des Eiffelturms blitzt in Argentiniens Hauptstadt hier und da der Obelisk durch eng bebaute Häuserschluchten.


Auf der Suche nach einem Lonely Planet für Südamerika stolperten wir in der Calle Santa Fe in eine der schönsten Buchhandlungen der Welt. Kaum zu glauben: Das Ateneo befindet sich in einem umfunktionierten Theatersaal! Wo auf dem Parkett einst das Publikum saß, reiht sich nun ein Regal ans andere, in den Logen blättern die Besucher auf Sesseln in argentinischer Literatur und auf der Bühne befindet sich ein nobles Café. Unseren Lonely Planet fanden wir hier zwar nicht, doch alleine der Anblick des imposanten dreistöckigen Buchpalastes war den Besuch wert.


Unser erstes von drei Hostels während unseres gut zweiwöchigen Aufenthalts (mehr in der Rubrik Reiseroute) liegt in San Telmo, einem atmosphärischen Altstadt-Viertel unweit des Obelisken. Direkt vor unserer Haustür baute sich hier am Sonntag ein riesiger Straßenmarkt auf, der zehntausende Besucher anzog. Auf rund zwei Kilometern reihte sich dabei eine unüberschaubare Fülle an Kunsthandwerk- und Souvenirständen aneinander. Fast jeden der Händler sah man an kleinen braunen Krügen (guampa) mit Metall-Trinkröhrchen (bombilla) nippen. Der Mate-Tee, das argentinische Nationalgetränk, gehört in Buenos Aires genauso zum Straßenbild wie Steak-Restaurants (parilladas) und die unzähligen hellblau-weißen Nationalfahnen.







 




Einer trommelnden Gruppe Flaggenträger folgten wir danach in Richtung Plaza de Mayo, wo die Bicentenario-Feierlichkeiten bei einer riesigem Karnevalsparade gerade ihren Höhepunkt erreichten. Genauso wie Chile feiert auch Argentinien in diesem Jahr seine 200-jährige Unabhängigkeit. Überschattet wurde das mehrmonatige Fest im November jedoch vom plötzlichen Tod des Ex-Präsidenten Néstor Kirchner. Bereits seit 2007 wird Argentinien von seiner Frau Cristina Fernández de Kirchner regiert. In der aktuellen Krise steht das Land noch geschlossener hinter ihr als sonst. An jeder Straßenecke finden sich Aufkleber oder gesprayte Parolen mit den Namen der Präsidentenfamilie.



Nicht mithalten konnten die vielfältigen Eindrücke an der Erdoberfläche jedoch mit der ersten Untergrund-Bahnfahrt in Buenos Aires. Die Metro, die hier Subte (subterraneo) genannt wird, ist die älteste in ganz Lateinamerika. Auf Linie A sind sogar noch die ersten Wagen von 1913 mit antiker Innenausstattung im Einsatz. Für Bahn-Fans sind die rumpelnden Waggons ein absolutes Highlight. Auch wir ließen uns eine Fahrt in der Holz-Metro, die sich im Schneckentempo durch den engen Bahntunnel schob, natürlich nicht entgehen.



Der historische Zug führte uns bis zum Kongress, der sich architektonisch stark am US-Capitol orientiert und auch dem Deutschen Bundestag ein wenig ähnelt. An die Heimat erinnert wurden wir sogar beim Blättern am Zeitungskiosk. Neben der spanischen El Pais und dem englischsprachigen Buenos Aires Herald fanden wir dort eine Ausgabe des Argentinischen Tageblatts. Mit brandneuen Neuigkeiten wie den Bundesliga-Ergebnissen vom vergangenen Wochenende versorgt, machten wir uns auf den Weg zurück zum Hostel – am Vulkan führte da natürlich wieder kein Weg vorbei.


1 Kommentar:

  1. Hallo Robert,
    wir verfolgen deine Tour schon seit längeren... die Margot war uns sehr simpatisch ;-)

    Wir wünschen dir und Corinna schon einmal schöne Weihnachten, Gesundheit und weiterhin viele aufregende Erlebnisse.

    Que te vaya bien (oder so ähnlich)
    Grüße, die Langenfelder...

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