Mittwoch, 24. November 2010

Ein ganz normaler Tag


„Se inicia el cierre de puertas“ - die Türen schließen sich. Eingequetscht zwischen glattgebügelten Anzugträgern stehe ich schweißgebadet kurz vor 9 Uhr in der Metro von Santiago und schaue in zerknitterte chilenische Gesichter. Beim Umsteigen an der Station Baquedano rannten die meisten gerade noch im Sprinttempo die Treppen hinauf zum anderen Bahnsteig. Wie Erstklässler am Schulbus zwengten sie sich in den blauen Zug, um einen tellergroßen Stehplatz zu ergattern. Als beim Abfahrtsignal noch der Hintern eines Sonnenbrillenträgers aus der Bahn hängt, drückt ihn ein gelb gekleideter Bahnsteig-Assistent beherzt durch die halb geschlossene Tür. Es ist der ganz normale Wahnsinn jeden Morgen in Santiago, es ist Rush Hour - und es herrscht Krieg.


Mit der Metro-Odyssee beginnt für mich ein ganz normaler Tag in Chiles Hauptstadt. Während die City unter ihrer grauen Smogwolke erwacht, fahre ich mit der Linie 1 zur Arbeit, zu meinem zweimonatigen Praktikum bei Chile Inside, einer Agentur für interkulturelles Management im Stadtteil Providencia. An meinem Arbeitsplatz mit Blick auf das Costanera-Center – die Baustelle zu Chiles und Südamerikas höchstem Gebäude – schreibe ich Reiseführer über lateinamerikanische Länder, übersetze Praktikumsangebote oder denke mir spannende PR-Texte aus. Mein Spanisch wird dabei von Tag zu Tag besser. Der Grundwortschatz „Una cerveza, por favor“ wurde um „Un Pisco Sour, por favor“ erweitert – und die ein oder andere Business-Vokabel.



14 Uhr, eine Stunde Mittagspause. In Südamerika wird spät gegessen, aber dafür reichlich. Zum almuerzo bieten fast alle Restaurants in Santiago ein menu del dia an: Hauptgang inklusive entrada (Vorspeise), postre (Nachtisch) und bebida (Getränk). In meinen Stammlokalen Da´Tito und Corazon Contento kosten die 3-Gänge-Menüs rund 3,50 Euro. Auf den Tisch kommt entweder typisch chilenische cazuela (eine deftige Suppe mit Fleisch, Reis, Mais und Kartoffel) oder bife a lo pobre (Rindsteak „nach Art der Armen“ mit Pommes, Spiegelei und Zwiebeln) - beides lecker.


Am Nachmittag stehen einige Botengänge auf dem Programm. Mit Briefumschlag unter dem Arm laufe ich nach Las Condes, ins Nobel-Viertel Santiagos, wo sich der blaue Himmel in den Glasfassaden der Büropaläste spiegelt, wo Villen, Luxushotels und Bankzentralen vierspurige Alleen säumen. Hier bekommt Santiago ein vollkommen anderes Gesicht als in der heruntergekommenen City. Die Santiaguinos nennen diesen Teil der Stadt „Sanhattan“ – inmitten der Wolkenkratzer ist der Vergleich mit Big Apple tatsächlich nicht so weit hergeholt.





Feierabend, es ist 18 Uhr. Mit dem Bus fahre ich zurück in Richtung Innenstadt – wieder unter vollem Körpereinsatz. Die Brems- und Überholmanöver der potentiell selbstmordgefährdeten Busfahrer lassen Leipziger LVB-Personal als gottgleiche Wesen erscheinen. Nach einer halbstündigen Irrfahrt erreiche ich unsere WG in Bellas Artes am Hauptstadtfluss Rio Mapocho nahe des Parque Forestal , wo Corinna gerade Nudeln mit Tomaten-Gemüse-Würstchen-Sauce kredenzt.









Vielleicht gehen wir später noch in die Shopping-Mall Parque Arauco oder machen carrete im Party-Viertel Bellavista mit unseren beiden deutschen Mitbewohnern Petra und Kevin. Vielleicht schauen wir im CineHoyts einen Film - fast alle laufen hier auf Englisch mit spanischen Untertiteln. Vielleicht trinken wir aber auch einfach nur ein schop (Fassbier) in der urigen Kneipe Elkika Ilmenau.  Deutsch-chilenische Tradition wird hier schon seit 1945 gepflegt - gut, da muss ein Schwarzbier reichen.
Ganz sicher aber falle ich irgendwann nach Mitternacht todmüde in mein Bett. Und während draußen auf Santiagos Straßen das tägliche Heulen der Autoalarmanlagen verstummt, schließe ich irgendwann meine Augen: „Se inicia el cierre de ojos.“

Sonntag, 21. November 2010

In Teufels Keller - Weintour bei Concha y Toro

Chilenischer Wein genießt unter deutschen Supermarkt-Gourmets eher einen bescheidenen Ruf. Meist lagern die Tropfen zum Sonderpreis von 1,39 Euro im untersten Regal und sind geschmacklich ungefähr so facettenreich wie ein Stück Weißbrot. Dass aus Chile nicht nur derlei für den Export bestimmter Fusel, sondern auch hochkarätige Feinschmecker-Tropfen kommen, kann man in Santiago am eigenen Gaumen erleben. Wir statteten am Wochenende Concha y Toro, der größten und bekanntesten bodega in Chile, einen Besuch ab.



Als Weingut-Gründer Don Melchor Concha y Toro 1883 die ersten Trauben aus Frankreich mit nach Chile brachte und im Garten seines Gutshauses gedeihen ließ, wusste er noch nicht, dass sein Unternehmen ein Jahrhundert später zu den zehn bedeutendsten Winzerbetrieben weltweit gehören sollte. Concha y Toro ist heute der größte Weinproduzent in ganz Lateinamerika und liefert seine teils exklusiven Chardonnays, Cabernet Sauvignons oder Gewürztraminer in mehr als 130 Länder der Erde. Auch wenn die meisten Reben  mittlerweile in der gesamten Zentralregion Chiles angebaut werden, so befindet sich der Stammsitz nach wie vor in Pirque, einem Vorort südlich von Santiago.


Tour-Guide Felipe führte uns an diesem heißen Samstagnachmittag durch den imposanten Parkgarten des Weinguts, vorbei am ehemaligen Wohnhaus Don Melchors zu einem See, mit dem einst die ersten Rebenfelder bewässert wurden. In einem der großen Fasslager degustierten wir zunächst einen Chardonnay und anschließend ein Glas der roten Premiummarke Marqués de Casa Concha. Der beerig-rauchige Cabernet Sauvignon wurde vom Wine Spectator 2007 mit 91 von 100 Punkten ausgezeichnet. Das Glas in dem wir das Edel-Elixier verkosteten, durften wir als Andenken an die rund einstündige Tour behalten.



Zum Abschluss wurde es stockdunkel: Im Casillero del Diablo, dem legendären Teufelskeller von Concha y Toro, knipste Felipe das Licht aus und weihte uns in das Geheimnis des düsteren Backstein-Gewölbes ein. Als Don Melchor um 1900 immer wieder Wein aus seinem unterirdischen Lager gestohlen wurde, verbreitete er im Dorf das Gerücht, in dem Keller wohne der Teufel. Daraufhin kam angeblich nie wieder eine Flasche abhanden – jedenfalls nicht auf illegalem Weg. Denn die Weinmarke Casillero del Diablo ist heute eine der erfolgreichsten von Concha y Toro. Jeder chilenische Supermarkt hat den Teufelstropfen in seinem Regal  stehen – und für sieben Euro ist der alles andere als Bückware.

Donnerstag, 18. November 2010

Phoenix live in Santiago


Die Auswahl an Rockkonzerten in Santiago ist schlicht unglaublich. Allein in den letzten zwei Monaten spielten Green Day, Linkin Park, Rage Against The Machine, Quens of the Stone Age, Rammstein und Bon Jovi in der Stadt. Die verpassten wir leider ebenso wie die Scorpions, die es schafften, die größte Halle der Stadt komplett zu füllen.

Erst Fenix, dann Phoenix

Den Auftritt von vier Indie-Rockern aus Frankreich ließen wir uns am Mittwoch allerdings nicht entgehen. 34 Tage nach der Rettung der 33 Mineros mit der Kapsel Fenix 2 feierten die Chilenen den Auftritt von Phoenix in der Hauptstadt. Vor rund 4000 Fans in Santiagos Rock-Gewandhaus Teatro Caupolican legte das Quartett eine bombastische anderthalbstündige Show hin. Im Gepäck hatten sie natürlich ihre tanzbaren Indie-Bretter wie "If I Ever Feel Better", "Long Distance Call" und "Run, Run, Run" sowie fast alle Songs ihres aktuellen Albums Wolfgang Amadeus Phoenix.

Als Phoenix kurz vor 22 Uhr die Bühne betraten und unter Scheinwerfergewitter den Refrain von "Lisztomania" anstimmten, brach frenetischer Jubel aus - der Beginn eines unvergesslichen Konzerts:

Mittwoch, 10. November 2010

El Clásico 2010 – die Wasserschlacht von Santiago


Weiß gegen Blau, Meister gegen Vizemeister, Colo-Colo gegen Universidad de Chile. Es ist DAS Derby im chilenischen Fußball. Wenn die beiden Traditions-Clubs aus Santiago zum Clásico gegeneinander antreten, legt sich der Geruch von Pyro-Feuerwerk über die Hauptstadt. Erst recht, wenn es ein Endspiel ist wie dieses: Vier Spieltage vor Saisonschluss brauchen die Gastgeber von „U“ unbedingt einen Sieg, um sich ihre Titelträume gegenüber den mit sieben Punkten führenden Albos (Colo-Colo) zu bewahren. Beste Bedingungen also für ein legendäres Derby, das wohl als Wasserschlacht von Santiago in die Geschichte eingehen wird.



Strömender Regen ergießt sich über Santiago, als das Spiel der Spiele an diesem Sonntagnachmittag im Estadio Nacional angepfiffen wird. Die Trikots sind nass bis zum Auswringen, doch die 30.000 heißblütigen Hinchas lassen sich davon ihre Stimmung nicht verderben. Einige von ihnen haben stundenlang campiert, um sich ihr Boleto für das Spiel der Dauerrivalen zu sichern. Jetzt brüllen sie sich im frisch renovierten Nacional (WM-Finalstadion von 1962) ihre Euphorie aus dem Leib. Primär-Vokabular: Concha tu madre! (die Übersetzung erspare ich mir an dieser Stelle)


Als die Mannschaften um 16 Uhr einlaufen, begrüßen die Universidad-Anhänger ihr Team mit einer furiosen Choreographie. Hunderte Papierrollen und eine handvoll Rauchbomben tauchen das Stadion zum Anpfiff in weißen Nebel – Corinna, Gerd und ich mittendrin. Doch die Farbe des Gegners soll den Azules, den Blauen, kein Glück bringen. Colo-Colo nutzt bereits die erste Chance in der 6. Minute um mit 1:0 in Führung zu gehen!

Das Freistoßtor durch Esteban Paredes ist mehr als verdient, überlegen zeigt der Tabellenführer in der Anfangsphase seine Dominanz. Doch die Antwort von U. de Chile lässt nicht lange auf sich warten: Ebenso überraschend wie unhaltbar für Colo-Colo-Keeper Fransisco Prieto köpft Juan González in der 14. Minute zum 1:1 ein – und die blaue Kurve brennt im roten Pyro-Feuer.



"Chi-Chi-Chi-Le-Le-Le!" Was auf dem Platz spielerisch geboten wird, stellen die Hinchas beider Lager bei Weitem in den Schatten. Während sich die besten Teams Chiles einen Kick auf Regionalliga-Niveau liefern und mit Blutgrätschen statt mit Fußball-Raffinesse glänzen, peitschen die Anhänger ihre Mannschaften 90 Minuten lang nach vorne. Die Anfeuerungsrufe der gut 2000 Gästefans (mehr wuden zum Derby nicht zugelassen), angetrieben von den legendären Ultras der Garra Blanca (Weiße Kralle), geht im leidenschaftlichen Gesang der Azules fast unter. Und als Universidad de Chile in der 60. Minute durch Matías Rodríguez schließlich sogar 2:1 in Führung geht, steht das ganze Stadion Kopf.


Einige üble Fouls und drei rote Karten später schaut Schiedsrichter Pablo Pozo auf seine Uhr – drei Minuten Nachspielzeit signalisiert der Unparteiische. Drei Minuten, in denen drei sicher geglaubte Punkte für Universidad den Rio Mapocho hinunter fließen sollen. Mit einem Kopfballtor aus eindeutiger Abseitsposition trifft Colo-Colo-Spieler Javier Cámpora in der 92. Minute völlig überraschend zum 2:2-Ausgleich – und lässt alle Träume der Blauen zerplatzen…

Während die Azul-Spieler fassungslos zu Boden sinken, brandet in der schwarz-weißen Kurve grenzenloser Jubel auf. Der Cláscio kennt keine Regeln, und die Wasserschlacht von Santiago an diesem Sonntagnachmittag keinen Gewinner. Aber den Punktgewinn – und damit wohl auch die vorzeitige Meisterschaft – feiern die Colo-Colo-Fans wie einen Sieg.

Freitag, 5. November 2010

Über den Dächern von Valparaíso


Es ist die Stadt der in Regenbogenfarben schimmernden Häuser, der graffiti-verzierten Wände, der tausend Treppenstufen und fünfzehn historischen Schienen-Aufzüge. Eine Hafenmetropole, in der sich löchrig gepflasterte Straßen ebenso steil wie kurvig die Hügel hinaufwinden, um Kartographen und Besucher auf eine harte Probe zu stellen. Keine chilenische Stadt versprüht so einen Charme, keine ist so ebenbürtig schön und so anstrengend uneben. Und keine wird so oft fotografiert: 1000 Bilder an einem Wochenende sind eher die Regel als die Ausnahme.

~ Die Stadt der tausend Farben ~


Als Ernesto Che Guevara am 7. März 1952 auf seiner Rundreise durch Südamerika in Valparaíso ankam, hatte er bereits mehrere tausend Kilometer auf seinem Motorrad hinter sich. Für Corinna und mich waren es an diesem Samstagmorgen gerade einmal zwei Stunden Busfahrt. Von Santiago ist die 300.000-Einwohner-Metropole am Pazifik – von den Chilenen kurz „Valpo“ genannt  – nur rund 120 Kilometer entfernt. Gleißendes Sonnenlicht legte sich bei unserer Ankunft über die malerisch gefärbte Bucht. Und mit dem Backpack auf dem Rücken bestiegen wir am Busbahnhof einen scheppernden roten Micro-Bus hinauf zum Cerro Alegre.


~ Die Stadt der Hügel ~

Der Künstlerhügel im Herzen Valparaísos mit Blick über die Stadt sollte für zwei Tage unser Heimathafen werden. Von der Casa Kultour aus – dem Hostel von Oliver Schmitt, einem sympathischen deutschen Auswanderer aus Göttingen – erkundeten wir die Stadt. Am Fuße des Berges mit seinem Labyrinth aus Steinstufen befindet sich der Ascensor Concepcíon, der älteste Aufzug Valparaísos. Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, helfen die Standseilbahnen seit jeher den Bewohnern die enormen Höhenunterschiede innerhalb der Stadt zu bewältigen. Besser gesagt sie halfen – denn die meisten sind mittlerweile wegen Wartungsarbeiten (oder akuter Absturzgefahr) außer Betrieb. Auch am Ascensor Concepcíon prangt derzeit ein cerrado-Schild.


Durch die enge Gasse Paseo Gervasoni schlenderten wir den Berg hinunter, vorbei am Uhrenturm Reloj Turri in Richtung Plaza Sotomayor. Auf dem Hauptplatz Valparaísos bildete sich gerade eine lange Schlange – aber weder vor dem hellblauen Hauptquartier der chilenischen Marine noch vor dem imposanten Monument für die Seeschlacht von Iquique. Die Rettungskapsel „Fenix 2“ gastierte nach Kurzaufenthalt in Santiago in Valpo. Und hunderte Minero-Fans drängten sich davor, um sich mit ihr fotografieren zu lassen.


~ Die Panorama-Stadt ~ 

Während unter der sinkenden Oktobersonne im Hafen ein Frachtschiff mit „Hamburg Süd“-Containern beladen wurde, kraxelten wir die beiden südlichen Hügel der Stadt hinauf. Am Cerro Cordillera und Cerro Artilleria sind die Ascensores ebenfalls nur noch schmückendes Beiwerk. Doch die Aussicht von den beiden Gipfeln entschädigt für den Aufstieg: zu Fuß. Ein Meer aus bunt dekorierten Wellblechdächern konkurriert mit den tosenden Wellen des Pazifik. Ein überwältigender Anblick - bei Tag und bei Nacht.

 





Bereits Chiles Nationalpoeten Pablo Neruda zog dieses Gedicht eines Panoramas ins „Paradiestal“ (so die deutsche Übersetzung von Valparaíso). Seine modernistische Sommerherberge La Sebastiana thront heute – genauso wie in Santiago – als Museum auf dem Cerro Bellavista über der Stadt.



~ Die Hafenstadt ~

Mit deutschem Frühstück (Wurst!) von Oliver und einem Orgelkonzert in der pittoresken anglikanischen Kirche von Valparaíso (Bilder oben) starteten wir in den zweiten Tag. Unser Ziel: Ein Platz in einem der überfüllten Rundfahrt-Holzboote am Hafen. Vor der surrealen Silhouette der Stadt tuckerte die rustikale Karavelle vorbei an grauen Schlachtschiffen der chilenischen Marine, entlang an einer schwimmenden Werft und unter dem Heckruder eines Riesenfrachters hindurch.
 












Die obligatorischen orangefarbenen Schwimmwesten kamen dabei – wider Erwarten – nicht zum Einsatz. Dafür wurden wir nach der halbstündigen Spritztour ebenso wie unsere Begleitung – das deutsch-irisch-brasilianische „Casa Flaite“-Trio um Gerd aus Leipzig – von Seemannshunger geplagt. Der wurde kurzerhand mit Fisch, Fleisch und Frischgezapftem in einer niederpreisigen Hafenschenke gestillt.

 


~ Die Stadt der Aufzüge ~ 

Einige Straßen vom Dock entfernt fanden wir schließlich einen der letzten funktionstüchtigen Aufzüge Valparaísos. Der 1902 erbaute Ascensor Reina Victoria rumpelt im 60-Grad-Winkel 20 Meter in die Höhe. Zusammen mit einer Handvoll Unerschütterlicher quetschten wir uns in eine der beiden maroden Holzkabinen. Und unter bedrohlichem Knarzen schob sich der Wagen auf schwarzen Metallschienen langsam hinauf bis zum Gipfel. 15 Cent für 30 Sekunden Nervenkitzel...




 

~ Die Vorstadt: Viña del Mar ~

Einen größeren Kontrast kann es nicht geben: Sandstrände, palmengesäumte Boulevards und Hotelhochhäuser reihen sich in Viña del Mar, wenige Kilometer nördlich von Valparaíso, aneinander. Die größte und bekannteste Bademetropole Chiles lockt jedes Jahr hunderttausende Sommerurlauber an – hier sollte unser dreitägiger Wochenendausflug enden. Abgesehen von dem Casino hat die Stadt kulturell nur ein Highlight: eine Osterinsel-Statue, die vor dem Fonck Museum versteinert in den Himmel starrt. Die Figur ist eine der wenigen Moai weltweit außerhalb von Chiles „Isla de Pascua“.


Nach kurzer Stippvisite und einem Blick auf den Zeiger der Blumenuhr Reloj de Flores am Strand von Viña wurde es Zeit zum Anbaden. Als ich vor knapp zwei Jahren an der australischen Ostküste stand und auf den Pazifik blickte, hätte ich nicht gedacht, dass ich irgendwann am anderen Ende des Horizonts ins Wasser springe. Erst recht nicht bei einer Wassertemperatur von 13 Grad. Doch der antarktische Humboldt-Strom und der Wolkenschleier über Chiles Westküste konnten das erfrischend-überwältigende Erlebnis nicht trüben: Dieser Trip ans Meer war eindeutig das bislang beste Wochenende in Chile.