Chilenischer Wein genießt unter deutschen Supermarkt-Gourmets eher einen bescheidenen Ruf. Meist lagern die Tropfen zum Sonderpreis von 1,39 Euro im untersten Regal und sind geschmacklich ungefähr so facettenreich wie ein Stück Weißbrot. Dass aus Chile nicht nur derlei für den Export bestimmter Fusel, sondern auch hochkarätige Feinschmecker-Tropfen kommen, kann man in Santiago am eigenen Gaumen erleben. Wir statteten am Wochenende Concha y Toro, der größten und bekanntesten bodega in Chile, einen Besuch ab.
Als Weingut-Gründer Don Melchor Concha y Toro 1883 die ersten Trauben aus Frankreich mit nach Chile brachte und im Garten seines Gutshauses gedeihen ließ, wusste er noch nicht, dass sein Unternehmen ein Jahrhundert später zu den zehn bedeutendsten Winzerbetrieben weltweit gehören sollte. Concha y Toro ist heute der größte Weinproduzent in ganz Lateinamerika und liefert seine teils exklusiven Chardonnays, Cabernet Sauvignons oder Gewürztraminer in mehr als 130 Länder der Erde. Auch wenn die meisten Reben mittlerweile in der gesamten Zentralregion Chiles angebaut werden, so befindet sich der Stammsitz nach wie vor in Pirque, einem Vorort südlich von Santiago.
Tour-Guide Felipe führte uns an diesem heißen Samstagnachmittag durch den imposanten Parkgarten des Weinguts, vorbei am ehemaligen Wohnhaus Don Melchors zu einem See, mit dem einst die ersten Rebenfelder bewässert wurden. In einem der großen Fasslager degustierten wir zunächst einen Chardonnay und anschließend ein Glas der roten Premiummarke Marqués de Casa Concha. Der beerig-rauchige Cabernet Sauvignon wurde vom Wine Spectator 2007 mit 91 von 100 Punkten ausgezeichnet. Das Glas in dem wir das Edel-Elixier verkosteten, durften wir als Andenken an die rund einstündige Tour behalten.
Zum Abschluss wurde es stockdunkel: Im Casillero del Diablo, dem legendären Teufelskeller von Concha y Toro, knipste Felipe das Licht aus und weihte uns in das Geheimnis des düsteren Backstein-Gewölbes ein. Als Don Melchor um 1900 immer wieder Wein aus seinem unterirdischen Lager gestohlen wurde, verbreitete er im Dorf das Gerücht, in dem Keller wohne der Teufel. Daraufhin kam angeblich nie wieder eine Flasche abhanden – jedenfalls nicht auf illegalem Weg. Denn die Weinmarke Casillero del Diablo ist heute eine der erfolgreichsten von Concha y Toro. Jeder chilenische Supermarkt hat den Teufelstropfen in seinem Regal stehen – und für sieben Euro ist der alles andere als Bückware.
Die Weinprobe hätte Paps und mir auch Spaß gemacht. Lieben Gruß.
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