Dienstag, 21. Dezember 2010

Boca Juniors, La Bombonera, der Wahnsinn


Diego Maradona feierte hier in den 80er-Jahren seine ersten Erfolge. La Bombonera, die legendäre „Pralinenschachtel“ von Buenos Aires, ist bekannt für ihre atemberaubende Akustik, extrem steil ansteigende Tribünen und die leidenschaftlichsten Fußballfans der Welt. In diesem Stadion ein Spiel zu erleben, ist der Traum eines jeden Ballsport-Enthusiasten - und für uns wurde er am vergangenen Montag wahr. Wir waren bei der letzten Partie des Jahres der Boca Juniors gegen den Club Gimnasia La Plata live dabei. Wie lange hatte ich diesem Spiel, meinem mittlerweile 19. Groundhopping-Länderpunkt, entgegen gefiebert!

 

Bereits eine Eintrittskarte zu organisieren, war ein kleines Abenteuer. Da für Ligaspiele im 50.000 Zuschauer fassenden Estadio Alberto Jacinto Armando (so der offizielle Name) keine Tickets in den freien Verkauf gelangen, bleiben auswärtigen Besuchern nur zwei Möglichkeiten: Entweder auf dem Schwarzmarkt zuzuschlagen (dreifacher Preis für wahrscheinlich gefälschte Tickets) oder Karten über Fußball-Agenturen in Buenos Aires zu bestellen (die sichere Variante zum fünffachen Preis). Nach einer vergeblichen Irrfahrt durch die Stadt auf der Suche nach einer preiswerteren Option schlugen wir bei den Agentur-Tickets zu – und standen Punkt 19 Uhr inmitten von tausenden heißblütigen Anhängern im Hintertor-Fanblock des Boca-Tempels.



„Dale-dale-dale-o!“ Aus rund 40.000 Kehlen klingt bereits zum Anstoß der Schlachtruf der Blau-Gelben, die ihrem Club trotz miserabler Hinrunde die Treue halten. Nach der 0:1-Niederlage im Derby gegen den Stadtrivalen River Plate im November dümpelt der bekannteste argentinische Club derzeit im Mittelfeld der Primera División herum. Doch Martin Palermo schenkt den Fans gegen Gimnasia bereits nach vier Minuten einen Hoffnungsschimmer. Mit dem 300. Tor seiner Karriere schießt der Nationalstürmer die Bocas unter Jubelstürmen kurz nach Anpfiff in Führung!









Ein zweites Tor lässt auf sich warten, doch die hinchas blasen in der zweiten Halbzeit zum Angriff. Während die argentinische Sonne hinter den blau-gelb gefärbten Tribünen untergeht, brüllt und trillerpfeifft sich die barra brava ihre Seele aus dem Leib und taucht die Tribünen mit Bengalos in orangenen Rauch. Aber es soll nichts nützen. Wie aus dem Nichts netzt Gimnasia in der 71. Minute durch einen Freistoß von Juan Neira zum Ausgleich ein. Und obwohl Boca danach noch einmal alles nach vorne wirft, reicht es am Ende nur zu einem unversöhnlichen 1:1.



Den Hinrunden-Meisterpokal in Argentinien (wie in den meisten südamerikanischen Ländern werden auch hier zwei Titel pro Saison vergeben) stemmt das Team von Estudiantes de La Plata in den Himmel. Für die Boca Juniors bleibt zum Abschluss der Appertura nur der undankbare elfte Platz. In unseren Köpfen jedoch bleibt die Erinnerung an eine unvergessliche Fußball-Nacht...

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