Der Kuchen heißt Kuchen, die Feuerwehr heißt Feuerwehr und über unserem Hostel in Puerto Varas prangt in großen Lettern der Spruch „Man Spricht Deutsch“. Im sogenannten Kleinen Süden Chiles, dem Seen- und Vulkangebiet zwischen Patagonien und der zentralen Hauptstadtregion um Santiago, ist die deutsche Kultur so gegenwärtig wie wohl an keinem anderen Ort in Südamerika.
Rund um die Städte Puerto Varas und Frutillar, wo durch das milde Klima und die grünen Wälder und Wiesen Heimatgefühle aufkommen, ließen sich im 19. und 20. Jahrhundert tausende Auswanderer aus Deutschland nieder. Noch heute sprechen die meisten ihrer Nachfahren Deutsch. Und in Puerto Varas errichteten sie 1915 sogar eine Kirche, die komplett nach einem Vorbild aus dem Schwarzwald konstruiert wurde.
Eins passt in Deutschile jedoch nicht ins Heimatbild: der alles überragende Vulkan Osorno. Mit seiner perfekten schneebedeckten Spitze zieht er Besucher aus der ganzen Welt in die Region. Zwar besitzt der schlafende Riese keinen rauchenden Krater wie der Villarrica. Dennoch ist es ein einmaliges Erlebnis, zu Beginn unserer Erkundungstour mit einem Kanu über den ihm zu Füßen liegenden Lago Llanquihue zu rudern. Und sich anschließend im Nachbarort Frutillar, was übersetzt soviel heißt wie Erdbeer-Dorf, zur Halbzeit unserer zehnwöchigen Rucksackreise durch Südamerika ein Stück guten deutschen Erdbeerkuchens zu gönnen.
~ Puerto Montt ~
Ausgangspunkt für unsere einwöchige Tour durch die Vulkan- und Seenregion ist Puerto Montt, die wichtigste Hafenstadt im Kleinen Süden Chiles und das Zentrum der chilenischen Lachsproduktion. Im idyllischen Hafenviertel Angelmó schauen wir den Fischern bei ihrer Arbeit zu und schippern anschließend mit einem kleinen Motorboot hinüber zur Isla Tenglo, von deren höchstem Punkt ein großes Jesus-Kreuz bei Tag und Nacht auf Puerto Montt hinunter scheint. Wir klettern den Berg bis zum Metallkreuz hinauf – von dort aus bietet sich uns eine fantastische Sicht auf die Dächer der 170.000-Einwohner-Stadt.
~ Insel Chiloé ~
Ein Tagesausflug von Puerto Montt führt uns am nächsten Tag auf die Insel Chiloé – die zweitgrößte Insel Südamerikas nach Feuerland. Obwohl das grüne, ländlich geprägte Eiland seit jeher zu Chile gehört, hat sich dort eine ganz eigene Kultur entwickelt. Die Chiloten wohnen in palafitos, den berühmten Häusern auf Stelzen, die vor allem das Stadtbild der Hauptstadt Castro prägen.
Dort finden sich auch die kulinarischen Spezialitäten der Insel. Den curanto, einen Berg gekochter Muscheln und diverser Fleischsorten, lassen wir uns in einem Palafitos-Restaurant ebenso schmecken wie den zuckersüßen Fruchtlikör licor de oro. Aber auch einigen der für Chiloé so typischen Holzkirchen auf der Insel – 16 davon sind Unesco-Weltkulturerbe – statten wir einen Besuch ab, bevor es mit der Fähre wieder hinüber zum Festland geht.
~ Zurück in die Heimat ~
Einen Tag und eine Busnachtfahrt später stehen wir hoch über den Dächern von Santiago, auf der Terrasse unseres Hostels am Plaza de Armas. Die Erkundungstour durch den heimeligen Kleinen Süden Chiles endet, wo sie begonnen hat: in der Heimat. Durchschnaufen für die letzte Etappe unserer Reise: Nordchile, Bolivien und Peru...
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