Mittwoch, 16. Februar 2011

Humberstone, die Geisterstadt


Einst wohnten hier mehr als 3500 Menschen – heute ist Humberstone von jeder Menschenseele verlassen. Sandstürme fegen durch die leeren Gassen der alten Minenstadt, die durch den Salpeter-Boom gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Oase in der nordchilenischen Wüste aufblühte. Doch mit der Erfindung synthetischen Salpeters kam 1961 das Aus für die Mine – und damit auch für Humberstone.


 





 

Schulen, Geschäfte, Wohnhäuser, Industriehallen und die kleine Kirche stehen heute verwaist da, als wäre die Bevölkerung von einem Tag auf den anderen schlagartig geflüchtet. Die meisten Gebäude sind einsturzgefährdet, können aber auf eigene Faust erkundet werden. Es ist ein Spaziergang durch eine Geisterstadt...


Das Parkett knarzt, die hölzernen Stühle verstauben und wo einst internationale Stars umjubelte Auftritte feierten, stand seit 50 Jahren (fast) niemand mehr auf der Bühne. Das kastenförmige Theater von Humberstone ist vielleicht der eindrucksvollste Beweis, wie der Zahn der Zeit an der ausgestorbenen Stadt genagt hat. Auch das Nobelhotel, in dem einst die großen Bosse der Minenindustrie abstiegen, hat seine besten Tage lange hinter sich. Muffiger Geruch zieht durch die rustikalen Schlafzimmer, in denen baño privado trotz des ehemaligen Luxusstandards noch nicht zur Grundausstattung gehörte.

Nur einen Block weiter befindet sich das alte Freibad mit Tribüne und Drei-Meter-Turm. Das metallerne Schwimmbecken wurde angeblich aus einem alten Schiffswrack geholt. Nun rostet und rottet all das langsam vor sich hin.


Beim Gang durch die trostlose, wie eine Westernstadt anmutende Siedlung nahe der chilenischen Hafenstadt Iquique, vergeht schon mal eine ganze Stunde, ohne einen anderen neugierigen Geisterstadt-Erkunder zu sehen. Vor allem in den abgelegenen Minenbereich am Ende des Orts verlieren sich nur die Wenigsten. 




Ein 20 Meter hoher Schlot ragt über dem Abbau-Gelände mit seinen Raffinerien, an das sich ein kleiner Bahnhof anschließt. Heute ist er ein Eisenbahnfriedhof. Dutzende Lok-Leichen reihen sich in einem halb zerfallenen Schuppen aneinander. An manchen ist sogar noch das Herstellerschild erhalten geblieben: „Henschel & Sohn, Kassel“...


1 Kommentar:

  1. Tornado - Ein Erfahrungsbericht ;-)
    Echt geile Fotos!

    Michael

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