Es war ein Geburtstag auf dem Trockenen. Auf Schnee und Kälte musste ich in diesem Jahr verzichten. Dafür gab es Mojito am Lagerfeuer, Coca-Bonbons sowie einen spektakulären Sonnenuntergang im Valle de la Luna, sprühende Geysire auf 4300 Metern Höhe und ein Bad in der Schwerelosigkeit der Atacama-Salzseen – mitten im Januar, in der trockensten Wüste der Welt...
Ich stehe am Morgen auf der Plaza de Armas von San Pedro, der nordchilenischen Oasenstadt am Rande der Wüste. Doch all das fühlt sich weder wie Chile an noch wie Ende Januar. Glühende Hitze liegt über dem orientalisch angehauchten Örtchen mit seinen Lehmziegel-Häusern im Adobe-Stil, als die Sonne langsam zum Zenit aufsteigt.
Corinna und ich schlendern durch die staubigen Gassen in Richtung der weißen Kirche, dem höchsten Gebäude des Dorfs. Wenig später sitzen wir in einem Bus, der uns direkt in die Wüste führt...
...und die beginnt gleich am Ortsausgang. Umgeben von Vulkanen fahren wir in eine ausgetrocknete Mondlandschaft mit gewaltigen Gesteinsformationen, die über Jahrtausende entstanden sind. Die Felsen im Valle de la Luna bestehen größtenteils aus Salz. Und als wir in einer der natürlich geschaffenen Höhle stehen, hören wir es bedrohlich knacken – durch die extremen Temperaturunterschiede dehnt sich das Salzgestein aus. Für die Wüstennomaden waren solche Höhlen über Jahrhunderte der einzige Unterschlupf vor der Hitze bei Tag und der Kälte bei Nacht. Hier stoppten sie, hier schliefen sie auf ihrem endlosen Weg durch die Einöde.
Kurz darauf klettern wir durch eine Felsspalte, die von einer der Höhlen nach oben führt. Ohne Taschenlampe – nur mit Hilfe des Kamerablitzlichts – tasten wir uns im Kriechgang durch die Dunkelheit der Salzgrotte. Und stehen einige Minuten sowie diverse blaue Flecken später auf der Spitze eines Berges, der uns zum ersten Mal in die Ferne der Wüste blicken lässt.
Doch es geht noch höher. Auf einer Felsspitze mehrere hundert Meter über dem Mondtal nähern wir uns dem Sonnenuntergang. Die Farben des Lichts tauchen die surreale Landschaft allmählich in rote, goldene und orangene Töne, die innerhalb von Sekunden immer intensiver werden, bis die Sonne irgendwann hinter dem Salzgebirge verschwunden ist. Ein unvergessliches Ende eines Wüstengeburtstags...
Am nächsten Tag geht es mitten hinein ins Zentrum der Wüste. Nach einer schier endlosen Fahrt über holprige, von Steppengräsern gesäumte Feldwege stehen wir am Rande der Salzwüste – dem Herzen der Atacama.
Wetterstationen haben hier noch nie eine messbare Menge Niederschlag registriert. An den umliegenden Vulkan-Gebirgen und im Altiplano-Hochland regnen sich alle Wolken ab. Die hiesigen Salzwasserseen, die einst Teil des Pazifiks waren, trockneten deshalb allmählich aus. Und so entstanden quer durch die Wüste weiße Salzebenen. Man muss sie mit eigenen Augen gesehen, das Knistern unter den Füßen gespürt haben, um die Trockenheit der Atacama wirklich fassen zu können.
Doch das Wasser ist noch nicht ganz aus der Wüste verschwunden. Immer wieder finden sich kleine Oasen, wie die ojos del salar, die "Augen der Wüste". In diesen beiden runden, augenförmigen Wasserlöchern – daher der Name – am tiefsten Punkt der Wüste sammelt sich der wenige Regen aus den umliegenden Gebirgen.
Heute kann man darin baden – genauso wie in der Laguna Cejar. Mit seineem Salzgehalt von über 70 Prozent besitzt der Lagunensee noch mehr Auftriebskraft als das Tote Meer. Beim Schwimmen fühlt es sich tatsächlich so an, als würde man schweben. Da bietet es sich einfach an, sich in der Schwerelosigkeit treiben zu lassen und durch die Füße hindurch den Sonnenuntergang zu beobachten.
So früh hat der Wecker in den letzten Wochen noch nie geklingelt. Um 4 Uhr morgens stehen wir vor unserem Hostel und brechen in Richtung 4300 Meter Höhe auf. Dort oben, im Hochland der Atacama-Wüste, brodelt El Tatio, das höchstgelegene Geysirfeld der Welt...
Die senkrechten Wasserdampfsäulen sind im Morgengrauen, kurz nach Sonnenaufgang, am spektakulärsten, noch bevor der Wind den Qualm in alle Richtungen vertreibt. Gegen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und immer stärker werdende Kopfschmerzen – die ersten Anzeichen der Höhenkrankheit – hilft Coca-Tee, ein Aufguss aus den Blättern der grünen „Heilpflanze“.
Frisch gedopt wandeln wir mehrere Stunden lang zwischen den zischenden Fontänen hindurch, die von unterirdischer Vulkanlava erhitzt werden. Das Kochen und Blubbern aus den dampfenden Wasserspeichern sorgt für Gänsehaut, erst recht, wenn man sich bewusst wird, wie fragil der Untergrund hier an manchen Stellen ist. Beim Stampfen kann man den Hohlraum unter den Füßen förmlich fühlen. Wer zu kräftig stampft oder sich zu nah an die Geysirquellen heran wagt, droht einzubrechen – mehreren Touristen kostete das bereits das Leben.
Weniger gefährlich ist es, sich nach dem Wandelgang direkt neben den Geysiren zu baden. In den heißen Quellen von El Tatio lässt es sich bei knapp zehn Grad Außentemperatur gut aushalten. Auch wenn der ein oder andere unterirdische Lavastoß das Wasser im Schwimmbecken schon mal zum Kochen bringen kann.
Auf dem Weg zurück nach San Pedro sehen wir neben Wüstenfüchsen, Flamingos und Alpacas jede Menge Lamas – die meisten der selten spuckenden Zotteltiere landen später auf dem Grill. Im Wüstenörtchen Machuca brutzeln bei unserer Ankunft bereits ein dutzend Lama-Schaschliks über dem Feuer. Die Atacama-Spezialität ist begehrt, wir sichern uns gerade so den letzten Spieß. Fazit: Schmeckt wie Schwein, nur ein bisschen zäher. Der Hunger treibt´s halt rein, hier, in der trockensten Wüste der Welt.
Corinna und ich schlendern durch die staubigen Gassen in Richtung der weißen Kirche, dem höchsten Gebäude des Dorfs. Wenig später sitzen wir in einem Bus, der uns direkt in die Wüste führt...
~ Valle de la Luna: Das Knacken im Mondtal ~
...und die beginnt gleich am Ortsausgang. Umgeben von Vulkanen fahren wir in eine ausgetrocknete Mondlandschaft mit gewaltigen Gesteinsformationen, die über Jahrtausende entstanden sind. Die Felsen im Valle de la Luna bestehen größtenteils aus Salz. Und als wir in einer der natürlich geschaffenen Höhle stehen, hören wir es bedrohlich knacken – durch die extremen Temperaturunterschiede dehnt sich das Salzgestein aus. Für die Wüstennomaden waren solche Höhlen über Jahrhunderte der einzige Unterschlupf vor der Hitze bei Tag und der Kälte bei Nacht. Hier stoppten sie, hier schliefen sie auf ihrem endlosen Weg durch die Einöde.
Kurz darauf klettern wir durch eine Felsspalte, die von einer der Höhlen nach oben führt. Ohne Taschenlampe – nur mit Hilfe des Kamerablitzlichts – tasten wir uns im Kriechgang durch die Dunkelheit der Salzgrotte. Und stehen einige Minuten sowie diverse blaue Flecken später auf der Spitze eines Berges, der uns zum ersten Mal in die Ferne der Wüste blicken lässt.
Doch es geht noch höher. Auf einer Felsspitze mehrere hundert Meter über dem Mondtal nähern wir uns dem Sonnenuntergang. Die Farben des Lichts tauchen die surreale Landschaft allmählich in rote, goldene und orangene Töne, die innerhalb von Sekunden immer intensiver werden, bis die Sonne irgendwann hinter dem Salzgebirge verschwunden ist. Ein unvergessliches Ende eines Wüstengeburtstags...
~ Atacama: Das Schweben im Salzsee ~
Am nächsten Tag geht es mitten hinein ins Zentrum der Wüste. Nach einer schier endlosen Fahrt über holprige, von Steppengräsern gesäumte Feldwege stehen wir am Rande der Salzwüste – dem Herzen der Atacama.
Wetterstationen haben hier noch nie eine messbare Menge Niederschlag registriert. An den umliegenden Vulkan-Gebirgen und im Altiplano-Hochland regnen sich alle Wolken ab. Die hiesigen Salzwasserseen, die einst Teil des Pazifiks waren, trockneten deshalb allmählich aus. Und so entstanden quer durch die Wüste weiße Salzebenen. Man muss sie mit eigenen Augen gesehen, das Knistern unter den Füßen gespürt haben, um die Trockenheit der Atacama wirklich fassen zu können.
Doch das Wasser ist noch nicht ganz aus der Wüste verschwunden. Immer wieder finden sich kleine Oasen, wie die ojos del salar, die "Augen der Wüste". In diesen beiden runden, augenförmigen Wasserlöchern – daher der Name – am tiefsten Punkt der Wüste sammelt sich der wenige Regen aus den umliegenden Gebirgen.
Heute kann man darin baden – genauso wie in der Laguna Cejar. Mit seineem Salzgehalt von über 70 Prozent besitzt der Lagunensee noch mehr Auftriebskraft als das Tote Meer. Beim Schwimmen fühlt es sich tatsächlich so an, als würde man schweben. Da bietet es sich einfach an, sich in der Schwerelosigkeit treiben zu lassen und durch die Füße hindurch den Sonnenuntergang zu beobachten.
~ El Tatio: Das Brodeln auf 4300 Metern ~
So früh hat der Wecker in den letzten Wochen noch nie geklingelt. Um 4 Uhr morgens stehen wir vor unserem Hostel und brechen in Richtung 4300 Meter Höhe auf. Dort oben, im Hochland der Atacama-Wüste, brodelt El Tatio, das höchstgelegene Geysirfeld der Welt...
Die senkrechten Wasserdampfsäulen sind im Morgengrauen, kurz nach Sonnenaufgang, am spektakulärsten, noch bevor der Wind den Qualm in alle Richtungen vertreibt. Gegen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und immer stärker werdende Kopfschmerzen – die ersten Anzeichen der Höhenkrankheit – hilft Coca-Tee, ein Aufguss aus den Blättern der grünen „Heilpflanze“.
Frisch gedopt wandeln wir mehrere Stunden lang zwischen den zischenden Fontänen hindurch, die von unterirdischer Vulkanlava erhitzt werden. Das Kochen und Blubbern aus den dampfenden Wasserspeichern sorgt für Gänsehaut, erst recht, wenn man sich bewusst wird, wie fragil der Untergrund hier an manchen Stellen ist. Beim Stampfen kann man den Hohlraum unter den Füßen förmlich fühlen. Wer zu kräftig stampft oder sich zu nah an die Geysirquellen heran wagt, droht einzubrechen – mehreren Touristen kostete das bereits das Leben.
Weniger gefährlich ist es, sich nach dem Wandelgang direkt neben den Geysiren zu baden. In den heißen Quellen von El Tatio lässt es sich bei knapp zehn Grad Außentemperatur gut aushalten. Auch wenn der ein oder andere unterirdische Lavastoß das Wasser im Schwimmbecken schon mal zum Kochen bringen kann.
Auf dem Weg zurück nach San Pedro sehen wir neben Wüstenfüchsen, Flamingos und Alpacas jede Menge Lamas – die meisten der selten spuckenden Zotteltiere landen später auf dem Grill. Im Wüstenörtchen Machuca brutzeln bei unserer Ankunft bereits ein dutzend Lama-Schaschliks über dem Feuer. Die Atacama-Spezialität ist begehrt, wir sichern uns gerade so den letzten Spieß. Fazit: Schmeckt wie Schwein, nur ein bisschen zäher. Der Hunger treibt´s halt rein, hier, in der trockensten Wüste der Welt.
Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag!! Im Vogtland wurden in der letzten Nacht -14° C gemessen. Glückliche Heimreise wünschen Euch Eure Plauener.
AntwortenLöschenIch bin erstaunt und verblüfft. Eine wunderbare Gelegenheit, Ihnen zu schreiben, wie sehr mich Ihre Reisebilder und Notizen berührt haben. Eine unendliche Tiefe des Erlebens, gleichzeitig aber auch eine große Feinfühligkeit spürt man aus allem heraus. Ich danke Ihnen, dass Sie andere daran teilhaben lassen, wunderbar.
AntwortenLöschenNun habe ich aber eine große Bitte: Eines Ihrer Bilder hat mir besonders gefallen - ich würde es gerne für meine eigene Homepage nutzen:
http://1.bp.blogspot.com/-cO0nDqwI2A4/TV8_TiiMnLI/AAAAAAAAAtc/eqMxnncvanM/s1600/20110218_himmel_ueber_der_wueste.jpg
Es handelt sich um das schöne Bild vom Sonnenuntergang. Darf ich? Es wäre mir eine große Freude und Ehre. Gleichzeitig würde ich gerne als Dank für Ihre Erlaubnis einen Link zu Ihrer Homepage geben, wenn Sie es möchten.
Meine Homepage heißt: RUHEGEBET.COM
Wenn es Sie interessiert, können Sie ja mal reinschauen - ich habe Ihr Bild versuchshalber oben an gestellt. Was sagen Sie dazu?
Schreiben Sie mir doch bitte an Marie Christine Hartlieb, mailto:info@ruhegebet.com, es wäre mir eine große Freude.
Ich habe einige Zeit in Mexiko gelebt. Da kamen viele Erinnerung hoch, als ich Ihre Bilder anschaute!