Sonntag, 16. Januar 2011

Quer durch Patagonien – zu den Torres del Paine


Chiles Wahrzeichen thront fast 3000 Meter über der patagonischen Steppe. Wie eine Ikone für die zerklüftete Landschaft des Südens spiegeln sich die Torres del Paine im Wasser des gleichnamigen Nationalparks. Umgeben von Gletschern, Bergseen und einem Labyrinth aus rauschenden Flüssen ragen die windgepeitschten Türme aus Granit in der Sommersonne empor, während das benachbarte Paine-Bergmassiv mit seiner meterhohen Schneeschicht von Wolken gestreift wird. All das mit eigenen Augen zu sehen, ist eines der absoluten Highlights jeder Chile-Reise...


Unser Weg hierhin, nach Südpatagonien, führte uns von Feuerland Richtung Norden, quer durch die chilenischen Provinzen Magallanes und Ultima Esperanza („Letzte Hoffnung“). Unterwegs stoppten wir für zwei Nächte in der Hafenstadt Punta Arenas, wo die berühmten Navimag-Fähren durch die chilenischen Fjorde abelegen. In der südlichsten Großstadt des südamerikanischen Festlands gab es außer der Museums-Villa von Sara Braun, einer lokalen Schafzucht-Queen aus dem 19. Jahrhundert, und dem heruntergekommenen Hafen jedoch nicht viel zu sehen. Die meiste Zeit verbrachten wir daher bei Cazuela und Austral-Bier in einer örtlichen Schenke – zusammen mit Lieke und Jorik, zwei sympathischen Niederländern, die wir in Ushuaia kennengelernt hatten und in unserem Hostel in Punta Arenas wiedertrafen.

 








Nach einer dreistündigen Busfahrt erreichten wir am nächsten Tag Puerto Natales. Die verschlafene, aus bunten Wellblechhütten und mehr Hostels als Wohnhäusern bestehende Kleinstadt ist ein Mekka für Trekker – und Ausgangspunkt jeder Torres-del-Paine-Tour. Die Gore-Tex-Freaks brechen von hier aus zum „W“-Trek auf - einer fünf- bis siebentägigen Wanderroute durch den Paine-Nationalpark in Form eines „W“. Wir entschieden uns stattdessen für die zeitsparende Turnschuh-Variante: einer eintägigen Tour im Offroad-Van zu den Höhepunkten des Parks.

~ Die Tour zu den Türmen ~


Guanako-Herden säumen unsere Route, die mehr einem Feldweg als einer Straße gleicht. Die kilometerlange Schotterpiste zu den Torres führt entlang am Lago Sarmiento mitten ins Herz des Parks, wo Condore über vereisten Berggipfeln kreisen. Schon von Weitem ragt das Paine-Bergmassiv mit seinen berühmten Türmen hervor. Es ist leicht, beim Anblick aus der Ferne in Schockstarre bereits die halbe Speicherkarte mit verwackelten Fotos vollzuschießen.



Doch je näher man den Türmen und seinen nicht minder beeindruckenden Nachbarn, den „Hörnern“ von Paine, kommt, desto höher steigt der Adrenalinspiegel. Wie es sich anfühlt, dieser gewaltigen Bergwand selbst gegenüberzustehen, kann kein Wort, kein Foto und keine Postkarte wiedergeben. Es ist einfach überwältigend...


Mindestens genauso faszinierend ist die Wasserlandschaft, die sich rund um die Gipfel erstreckt. Von grün bis blau schimmert der Lago Nordenskjöld, als das Licht zwischen den Wolken hervorblitzt. Seine gigantischen Wassermassen werden am Salto Grande, einem wuchtigen Wasserfall, mit lautem Rauschen in den Lago Pehoé katapultiert. Die Sonne lässt hin und wieder einen Regenbogen über der Gischt des 15 Meter hohen Kraters aufleuchten – ein beeindruckendes Naturschauspiel.



~ Eisberg im Vodka-Glas ~ 

Als wir den Lago Grey erreichen, sind wir bereits fast zehn Stunden unterwegs. Orkanartige Böen lassen die hundert Meter lange Holz-Hängebrücke über den Rio Pingo unter unseren Füßen wild hin und her schwingen. Doch was dahinter wartet, sprengt all unsere Vorstellungskraft...


Haushohe Eisberge blitzen zwischen den Bäumen hervor und zerfallen am Ufer des Sees in tausend Kristalle. Die hellblau leuchtenden Blöcke stammen vom 17 Kilometer entfernten Grey-Gletscher, der sich am anderen Ende des Horizonts in den See schiebt. Dessen Ausmaß lässt sich durch den Nebel in der Ferne nur erahnen, doch allein die surrealen, sich langsam im Wasser auflösenden Überreste sorgen für Gänsehaut. Auch drei Russen haben sich gegen den Orkanwind bis hierhin gekämpft. Am Ufer des Sees legen sie ein Picknick ein – und trinken Vodka aus mit Gletscher-Brocken gefüllten Gläsern...













Auf den Spuren von Urzeit-Monstern und deutschen Auswanderern endet unsere Patagonien-Tour. Der Schafzüchter Herman Eberhardt war Ende des 19. Jahrhunderts einer der ersten Siedler in der Region. In einer Höhle auf einer seiner riesigen Estancia zwischen Puerto Natales und den Torres del Paine entdeckte er 1895 die Reste eines Riesenfaultiers, des sogenannten Milodón. Bis heute ranken sich Mythen um das bis zu vier Meter hohen Ungetüm. Ein lebendes Exemplar konnte zwar keine der zahlreichen Forschungs-Expeditionen im 20. Jahrhundert ausfindig machen. Aber in der Cueva del Milodón steht heute immerhin eine Replik. Bärenstark. 

1 Kommentar:

  1. Hallo, das sind wirklich super schöne Bilder ! Zudem finde ich das Blog hier auch echt gut und ich schaue gerne mal wieder rein, Gruß Werner

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