In der Stadt, in der wir wohnen, liegt ein Berg... Santiagos Fockeberg heißt Cerro Santa Lucia und bietet eine hervorragende Sicht auf Chiles Hauptstadt. Der beste Start also, um die Stadt von oben zu erkunden. Bei schönstem Frühlingswetter haben wir den grünen Hügel inmitten des Zentrums diese Woche erklommen. Und wenn man dann dort oben steht, auf der kleinen Felsenplattform, die einer Festung gleicht, auf die Skyline der 6-Millionen-Metropole schaut, mit ihren Hochhäusern, den unendlichen Vororten und den alles überthronenden Anden-Gipfeln, schießt unweigerlich Adrenalin ins Blut. Ein unglaubliches Panorama.
Auf meinen ersten Schritten durch Santiago führte mich Corinna anschließend zu ihrem Uni-Campus vor den Toren der Stadt. Das riesige Areal der Catholica-Fakultäten im Stadtteil San Joaquin, mit seinen GWZ-artigen Hochschulneubauten in einem Palmengarten gleicht einer eigenen kleinen Stadt. Mit deutschen Unis sind auch die Seminare nicht zu vergleichen. Der spannende Literaturkurs über „Chicano Narrative“ bei Frau Ramay aus San Francisco hatte ganze sieben Besucher (inklusive mir).
Nachmittags wandelten wir dann auf den Spuren chilenischer Literaturgeschichte. In Bellavista, einen Steinwurf von unserer Wohnung entfernt, liegt „La Chascona“, das ehemalige Wohnhaus von Pablo Neruda in Santiago. Der chilenische Dichter (1904-1973), nach dem in Leipzig eine Grundschule benannt ist, quartierte sich in den blauen Gemäuern mit seiner Geliebten Matilde Urrutia ein. Heute befindet sich dort ein Museum – und gleich um die Ecke das angesagteste Kneipenviertel der Stadt.
Auf die „Karli“ Santiagos in Bellavista führte uns unser Weg gleich im Anschluss. Ohne zu wissen, dass es dort einen der wenigen Döner-Läden der Stadt gibt, der heimeligerweise auch noch Istanbul heißt. Klar, dass wir um einen Kebab mit Knoblauchsauce nicht herumkamen. Aber nur, um uns ein paar Meter weiter einen Pisco Sour zu genehmigen – das chilenische Nationalgetränk schlechthin. Ein trüber Aperitif aus Traubenschnaps (Pisco), Zitronensaft, Zucker und Ei, der den Gaumen mit seinem obstleresken Bouquet prickelnd umspült. Inwieweit diese Spezialität mit Leipziger Allasch zu vergleichen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber nach zwei bis drei dürfte man auch hier ganz gut dabei sein.
Alles in allem erinnerte die Show schon sehr an das Lichtfest 2009 in Leipzig. Zwar war das Event in Nuevo Leipzig nicht ganz so spektakulär, gepaart mit dem in blau-weiß-roten Farben glänzenden Nationalstolz der Chilenen aber mindestens genauso eindrucksvoll.
Guten morgen ihr Beiden. Wie es scheint, seid ihr um den blau-weiß-roten Pisco-Rausch vorerst noch herumgekommen. Es ist toll, trotz der Entfernung so nah an euch dran zu sein, da kann ich mit schönen Bildern ins Wochenende starten. Lasst es euch gut gehen, viele liebe Grüße.
AntwortenLöschen